Gründung
Das Schloss wurde 1528 direkt in die Vorburg der einstigen Wasserburg erbaut. Die Wurzeln dieser Burg, die erstmals im Jahre 1229 urkundlich erwähnt wurde, reichen mit höchster Wahrscheinlichkeit bis in die Zeit Ludwig des Deutschen (*806 – †876) hinein. 860 schenkte der Kaiser dem Erzbistum Salzburg unter anderem den Ort “Kundpoldesdorf” zwecks Missionierung. Nach Ansicht der Historiker ist dieser Ort mit Kobersdorf identisch, wobei man sich vor allem auf die geographische Beschreibung des Ortes stützt.
Die erste zweifelsfreie urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1229, in der Kobersdorf als “… villae, que est aput castellum ” bezeichnet wird. Damit wird auch erstmals die Burg genannt, dessen Bau Graf Pousa schon 1222 begann.
Schon 1270 bestand die Burg ihre erste Bewährungsprobe: Sie wurde im Rahmen der Güssinger Fehde erfolgreich verteidigt, fiel aber 1280 und, nach erfolgter Wiedereroberung, schließlich 1289 in demselben Krieg. Erst 1291 kommt es zum Friedensvertrag von Hainburg zwischen Herzog Albrecht I. und König Andreas III.: “…Preßburg, Tyrnau, Kobersdorf und der Zankapfel Güssing müssen an Ungarn zurückgegeben, alle anderen Burgen geschliffen werden.”
Königliche Lehensherren: Die Forchtensteiner
1319 erfolgte der Verkauf der Herrschaft an Graf Simon II. von Forchtenstein-Mattersburg. Seine Stammherren Simon und Bertrand waren Brüder der Tota, einer spanischen Hofdame des König Karl Robert. Die beiden hatten sich im Zuge der Reconquista in Spanien verdient gemacht und trugen daher einen schwarzen Adler in ihrem Wappen.
Um 1430 erfolgte die künstlerische Ausschmückung der Burg, von der nur mehr die Kapelle erhalten blieb, durch Graf Wilhelm Forchtenstein-Mattersburg. Er verlegte seinen Hauptwohnsitz von Forchtenstein nach Kobersdorf.
1445 verpfändet Wilhelm die Herrschaft an den österreichischen Herzog Albrecht VI., welcher wiederum die Burg 1451 an seinen Bruder Kaiser Friedrich III. verkauft.
Als Wilhelm 1466 starb, hinterließ er zwei Töchter. Nach damals geltendem Recht musste mit dem Aussterben des Mannesstamms Burg und Herrschaft wieder an den ungarischen König zurückgegeben werden. Doch da schon im Waffenstillstandsvertrag von 1447 Albrecht als rechtmäßiger Besitzer von Kobersdorf bestätigt wird, fällt die Herrschaft nun erstmals in österreichischen Besitz.
Kaiserliche Lehensherren: Die Weisspriacher
Für den in Wiener Neustadt residierenden Kaiser waren die nur wenige Kilometer östlich gelegenen Burgen Forchtenstein, Kobersdorf und Landsee von großer strategischer Bedeutung. Schon 1452 setzt er die Weisspriacher, ein Kärntner Geschlecht, als Verwalter ein, ab 1453 als Pfandherren.
1458 bringt König Matthias Corvinus im Zuge der Grenzkämpfe Kobersdorf vorübergehend an sich, in den Friedensverträgen von Ödenburg 1463 jedoch wird die Burg im Besitz des Hauses Österreich belassen, staatsrechtlich gehörte sie zu Ungarn. Doch 1466, dem Todesjahr von Graf Wilhelm Forchtenstein, schenkte Corvinus die Burg den Weisspriacher als Lohn für deren Abfall vom Kaiser, obwohl sie ihm gar nicht gehörte.
1482 erweitern die Weisspriacher die Burg um die spätgotische Vorburg sowie um die protestantische Kapelle.
1491 kommt es zum Friedenvertrag von Pressburg; Kobersdorf wird wieder im Besitz Österreichs bestätigt. Kaiser Maximilian I. setzt Prüschenk ein, der die Burg aber — wohl nicht ohne Druck — wieder an die Weisspriacher zurückgibt. Diese verstehen es auch weiterhin, aus den unruhigen und zwielichtigen Verhältnissen jener Zeit Kapital zu schlagen; “Kobersdorf gehört zum Fürstentum Österreich, daher keine Steuern!”
1529 machen sich die Weisspriacher in dem Türkenkrieg bewährt. Sie stehen nun am Höhepunkt ihrer Macht, sie besaßen Besitzungen von Eisenstadt bis Güns. Sie bauen die Burg zum Schloss aus und erweitern die Vorburg im Stil der Renaissance. Als überzeugte Protestanten führten sie in ihrem Bereich die Reformation durch, woraufhin Kobersdorf über 100 Jahre rein protestantisch bleibt.
1553 stirbt mit den Töchtern Esther, Judith und Susanne das Geschlecht der Weisspriacher aus.
Graf Johann Kéry de Ipoliker
1463 heiratet Susanne Hans Csóron von Devecser. In weiterer Folge kommt es zu ruinösen Erbteilungen: Nicht nur die Weisspriach´schen Güter werden mehr und mehr aufgesplittert, auch die Burg selbst wird unter den verschiedenen Erben getrennt bewohnt.
Erst als Johann Kéry 1648 Ursula Czobor, Ururenkelin von Csóron, ehelicht, kommt es wieder zu einer Vereinigung von Schloss und Herrschaft. Er kauft alle kleinen Anteile auf und vollendet 1656 den Schlossausbau, nun schon im Stile der Spätrenaissance und des beginnenenden Frühbarock.
Am 16.4.1670 übernachteten die beiden Magnatenverschwörer Franz Frangepany und Peter Zrinyi in Kobersdorf, da sie einerseits mit Franz Kéry, Sohn des Johann, befreundet waren, andererseits, weil sie sich im ungarischem Kobersdorf sicher wähnten. In derselben Nacht jedoch verriet sie Johann an den Kaiser in Wien; Leopold I. ließ die beiden verhaften und nach Wiener Neustadt bringen, wo sie ein Jahr später hingerichtet wurden.
1683 kommt es zu einer Katastrophe: Die Burg, nunmehr schon Schloss, ist für die Türken ein leichtes Ziel. Die Burg, die bis dahin neben dem Schloss bestanden blieb, wird zur Gänze zerstört, der Rest in Brand gesteckt.
Fürst Paul Esterházy
Franz Kéry versuchte nach dem Tode seines Vaters 1694 die gröbsten Schäden zu beheben; doch schon 1704 sah er sich gezwungen, Schloss und Herrschaft an seinen Schwager Fürst Paul Esterházy zu verkaufen.
Für die Fürsten, die ihre Residenzen in Fertöd und Eisenstadt besaßen, war das Schloss an sich von geringem Interesse. Dies hatte den großen Vorteil, dass es im Wesentlichen seine spätrenaissancen Züge bewahren konnte, andererseits verfiel es auch mehr und mehr. 1809 waren französische Offiziere einquartiert, 1876 brannte der Dachstuhl ab, 1895 ereignete sich ein schweres Hochwasser, welches die östlichen Basteimauern einriss und sämtliche Keller verschlammte. 1914 waren es 200 Serben, die im Schloss interniert waren, 1942-45 ein Gefangenenlager für Offiziere, 1945-47 die russische Vermessungsabteilung.
Prof. Dipl. Arch. Martha Bolldorf-Reitstätter
1963 schließlich dachte man an einen Abriss der Ruine, um das Gebiet in Bauparzellen zu verwandeln. Relativ kurzfristig entschied sich Martha Bolldorf-Reitstätter, sich an einen Wiederaufbau heranzuwagen. Dieser ging auch bis zu ihrem Tode 2001 unter großen Opfern vonstatten.
Martha Bolldorf-Reitstätter, aus Tirol stammend, war Österreichs erste weibliche akademische Architektin. Viele ihrer Bauprojekte führte sie im Burgenland aus, so etwa in Eisenstadt die Wohnhausanlage mit Hochhaus (mit den Einnahmen aus diesem Projekt wurde der Dachausbau des Schlosses finanziert), die Neugestaltung des Domes sowie den Bischofshof.
Das Schloss ging 2004 in Besitz ihrer Tochter Dr. Anna Schlanitz über.